Die Rutteler Mühle.
In Ruttel steht die einzige Windmühle Deutschlands, in der noch Holz gesägt wird.
Ein gleichmäßiges Knartschen ist das Zeichen dafür, dass die Rutteler Mühle in Betrieb ist. „Windstärke vier – das reicht nicht für das Sägewerk, aber für den Mahlgang“, sagt Müllermeister Peter Egenhoff.
Gleichmäßig schneiden die Flügel des 145 Jahre alten Galerieholländers durch den Wind. Gerrit Stegemann befestigt einen Sack Korn an einer Eisenkette. Die Seilwinde zieht an und befördert das Getreide direkt in den zweiten Stock. Die Kette klappert, dann öffnet sich eine Holzluke. Der Müller schultert den Sack und kippt seinen Inhalt in einen Trichter über dem Mahlstein.
Tock, tock, tock, tock – die Zahnräder greifen schneller ineinander. Der Wind kommt böig aus Nordost. Korn für Korn fällt das Getreide in den Mahlgang. Es riecht beinahe wie in einer Backstube. Bei guten Windverhältnissen produziert die Mühle 150 bis 200 Packungen Mehl in der Stunde, an diesem Tag ist es weniger.
Mit einer Hand reguliert Gerrit Stegemann den Abstand zwischen zwei Mahlsteinen. „Die Steine dürfen nicht aufeinander liegen. Es muss immer Getreide dazwischen sein. Sonst knirscht es nachher zwischen den Zähnen.“ Jeder Stein wiegt drei Tonnen. Nur durch ein ausgeklügeltes Hebelsystem kann der Müller sie bewegen.
„Ist der Stein abgelaufen, ist die Mühle zu Staub zerfallen“, sagt Gerrit Stegemann mit einem Schmunzeln. Das „Herzstück der Mühle“ ist „knallhart“. Mit Pferd und Wagen habe man den Quarz aus Südfrankreich nach Deutschland geschafft. Hatte ein Stein eine Wasserader, ging er beim Bearbeiten kaputt und ein neuer musste her. „Der Stein war fast genauso teuer wie die ganze Mühle“, weiß der Fachmann.
Das Mehl fällt eine Etage tiefer in einen Sack. Viel Staub kommt nicht auf. Zwischen zwei Fingern fühlt sich das weiße Pulver scharf an. „Das ist Vollkornmehl“, erklärt Gerrit Stegemann. Nebenan zittert ein großer Holzkasten. Rattattata, rattattata – in dem Kasten sind zwölf Siebe. Durch verschiedene Rohre fällt Mehl, Schrot oder Grieß. „Je nach Mehltyp ist es unterschiedlich fein“, erklärt der Müller und zeigt auf einen zweiten Sack. Beim Öffnen wirbelt Staub auf, zwischen den Fingern ist das Mehl weich wie Seide.
Für besonders feines Gebäck braucht es feines Mehl vom Typ 1500. Um das zu erreichen, müsste ein Windmüller Stunde um Stunde mahlen. Deshalb haben die Vorfahren von Inhaber Peter Egenhoff in der Rutteler Mühle sobald es Strom in Friesland gab eine elektrische Mahlmaschine eingebaut. Damit der Müller auch an Tagen wie diesem mit Windstärke vier und böigem Nordostwind gutes Mehl produzieren konnte.
Kontakt
Familie Peter und Gaby Egenhoff
Friedeburger Straße 2
26340 Zetel-Ruttel