Das Museum Spijöök.
Geschichte und Geschichten aus Varel
„Spijöök“ erzählt vom Kandisuntertagebau und der Erfindung des Lichts.
Für den Bau der Christiansburg in Varel benötigten die Dänen 1681 viele schwere Kugeln. Und weil sie die nicht tragen wollten, ließen sie die Kugeln einfach von einem Bauarbeiter zum nächsten über die Erde rollen – schwupps da war das Boßeln erfunden.
Geschichte und Geschichten liegen im „Spijöök“ nah beieinander. Hier steht neben dem kleinsten das älteste Buddelschiff der Welt. In dem Kuriositätenmuseum am Vareler Hafen, gleich neben dem Frabrikladen der Firma Bahlsen, schreiben Friesen Geschichte. Karl und Hein Müller zum Beispiel: Sie haben das elektrische Licht erfunden. Ein Kilo Watt erzeugt durch Gärung eine Stunde Licht. Leider geht mit dem Betrieb der Lichtmaschine eine strenge Geruchsbelästigung einher. Und so starben Karl und Hein Müller verarmt im Vareler Armenhaus.
Verarmt sind heute auch die Vareler Teeplantagenbesitzer. Bis 1962 bauten sie das Traditionsgetränk in Südlage am Deich an. Die Kehrseite der Medaille: Viele Kinder arbeiteten im Kandisuntertagebau bis zur totalen Erschöpfung. Dann vernichtete der gemeine Teekäfer die wirtschaftliche Grundlage der Plantagenbesitzer. Nur die Ausstellung im „Spijöök“ erinnert noch an die Zeit, als die Teefelder blühten.
Besser ging es Ahab Wurmtod. Er hat es quasi vom Tellerwäscher zum Millionär oder vielmehr vom Gallionsfiguren- zum Holzbeinschnitzer gebracht. Sein wiederverschließbares Schmugglerbein wurde zum Exportschlager.
Gut zehn Aktionskünstler geben von Mitte Mai bis Mitte September immer sonnabends und sonntags zwischen 15 und 17 Uhr ihre Legenden zu den Exponaten zum Besten. Das „Spijöök“ ist die logische Konsequenz aus den Theaterstücken, die die Aktionsgruppe „Menschenmüll“ in der Weihnachtszeit in Dangast auf die Bühne bringt. Vor zwölf Jahren war es an der Zeit, für die vielen Requisiten einen Lagerraum zu suchen. Doch anstatt den Fundus unter Staub zu begraben, lassen die Vareler jetzt Gäste an ihrer Fantasie teilhaben.