Schloss Gödens.

Ein Mekka für Andersgläubige

Neustadtgödens ist durch eine geschickte Politik reich geworden.

Dass sich Neustadtgödens zur Enklave der Andersgläubigen entwickeln konnte, hatte drei Gründe: Die Friesen waren keinem Herren unterstellt außer dem Kaiser. Trotzdem hat sich aus den autonomen Landesgemeinden mit gewählten Vertretern im Laufe der Zeit ein Führungsanspruch durch besonders starke Häuptlingsgeschlechter entwickelt. Neustadtgödens gehörte zu Ostfriesland und damit in den Einflussbereich der Cirksena. Die ließen der Herrlichkeit Gödens nicht zuletzt deshalb weitreichende Autonomie, weil das Gebiet schwer zu erreichen war. Gödens lag an der Meeresbucht Schwarzes Brack im Grenzgebiet zur Herrschaft Jever und war durch das Moor von Ostfriesland abgeschnitten. Neben den politischen und geografischen Besonderheiten war es drittens das Geschick der Grafen von Gödens, die wirtschaftlich von den Andersgläubigen profitierten.

Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 sah vor, dass jeder Bürger die Religion seines Landesherren anzunehmen hatte, oder er musste abwandern. Oldenburg und Jever waren lutherisch, Ostfriesland und Gödens reformiert. In Gödens war folglich nur eine reformierte Kirche erlaubt. In privaten Räumen durfte man aber auch einen anderen Glauben praktizieren. Schon mit der Gründung von Neustadtgödens 1544 kamen die ersten Mennoniten. Man brauchte die Fachkräfte als Deicharbeiter und Juristen. Die Täufer wurden verfolgt und mit ihren Schutzgeldzahlungen konnten die Herren von Gödens zusätzliche Einnahmen verbuchen. 1618 lösten die Reformierten ihre Schule zugunsten einer Statt-Schule gemeinsam mit den Mennoniten auf.

1639 heiratete Franz Ico von Frydag die Katholikin Margarethe Elisabeth von Westerholt. Sie bekam eine katholische Privatkapelle auf Schloss Gödens. Im gleichen Jahr stellte Margarethe Elisabeth von Westerholt den Juden einen Schutzbrief aus und hob sie damit aus ihrem rechtlosen Status heraus. Während die Mennoniten im 17. Jahrhundert die Leinenweberei nach Neustadtgödens brachten, waren die Juden für den florierenden Viehhandel in der kleinen Hafenstadt verantwortlich.

Die Synagoge entstand 1852. Wenig später setzte allerdings die Abwanderung der Juden in die umliegenden Wirtschaftszentren ein. 1940/41 wurden die letzten acht Gemeindemitglieder verhaftet. Nur einer hat die Nazizeit überlebt und kam nach Neustadtgödens zurück.

Die einzigartige Geschichte des Ortes ist im Museum im Landrichterhaus dargestellt. Das Gebäude war vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis Mitte des 18. Jahrhunderts in der Herrlichkeit Gödens der Ort der Rechtsprechung.